Die Debatte darum, ob es gut oder schlecht ist, viel Geld zu besitzen, ist seit Jahren Grundbestandteil unserer Gesellschaft. So ist es nicht nur verpönt, zu sagen, dass man Geld hat, es wird von vielen Menschen geradezu als etwas schlechtes angesehen; so als müsste man ein schlechtes Gewissen dafür haben, dass man mehr besitzt als andere. Schnell wird man als egoistischer Kapitalist abgestempelt, der skrupellose Geschäfte macht, um anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sätze wie „Durch ehrliche Arbeit wird man nicht reich“ oder „Geld verdirbt den Charakter“ prägen unser Denken von kleinauf, denn so wird es uns bereits im Kindesalter gelehrt. Es gibt sogar Menschen, die verheimlichen, dass sie viel Geld besitzen aus Angst, in irgendeiner Form negativ angesehen zu werden. Wie verrückt ist das denn bitte?!

Dabei heißt es doch, es gäbe nur eine Gruppe von Menschen, die noch mehr über Geld nachdenkt als die Reichen – nämlich die Armen! Deren Leben ist es schließlich, dass häufig von finanziellen Sorgen dominiert wird und wo finanzielle Fragen den Alltag bestimmen. Insofern ist es nicht nur sachlich falsch zu behaupten, dass Geld nicht in irgendeiner Weise auch wichtig sei, sondern geradezu naiv.

Wenn Milliardäre wie Bill Gates Millionenbeträge für gute Zwecke spenden, dann wird geurteilt, dass sie dies nur täten, um Steuern zu sparen. Nicht nur, dass diese Aussage, jedweder Realität entbehrt, da man eine Spende lediglich als steuermindernde Ausgabe absetzen kann, bei der man den Steueranteil – also z. B. 42% erstattet bekommt – die anderen 58% aber trotzdem weg sind, sondern sie birgt auch wieder diesen gesellschaftlich getragenen Unterton in sich, dass Menschen, die viel Geld haben, einfach keine guten Menschen seien. Man sucht in jeder „guten Tat“ ein externes Motiv wie Selbstprofilierung, Abmildern eines schlechten Gewissens oder eben Steuerersparnis. Dass auch ein Milliardär ein guter Mensch sein kann, der das Bedürfnis hat, zu helfen, wo es nötig ist, die Welt ein Stückchen besser zu machen oder für andere da zu sein, wird überhaupt nicht in Betracht gezogen.

Ich will gar nicht sagen, dass es nicht auch egoistische reiche Menschen gibt, aber es ist falsch, alle über einen Kamm zu scheren. 

Ich kenne viele vermögende Menschen, die wirklich großzügig sind, die viel gutes vollbringen und andere unterstützen, und zwar ohne irgendeinen Hintergedanken. Ertappst Du Dich jetzt auch dabei, wie Du denkst „Für die ist es ja leicht zu helfen, sie haben ja eh so viel“? Tu das nicht! Keiner MUSS helfen. Ob arm oder reich, es ist etwas gutes zu helfen, etwas freiwilliges und etwas, das Respekt verdient. 

Wirtschaftlich betrachtet, könnte man sogar sagen, dass es egoistisch ist, weniger zu verdienen, da man dann anderen oder der Gesellschaft nicht so viel zurückgeben kann, eventuell sogar zur Last fällt. Nicht nur monetär, sondern auch, weil man vielleicht weniger Zeit oder weniger den Kopf dafür frei hat. Das würde man aber nicht sagen! Jeder soll geben, was er kann; ob Geld, physische Unterstützung, durch seinen Beruf oder einfach nur durch eine Schulter zum Anlehnen – jeder hat einen Bereich, in dem er gut ist. Dies gilt es herauszufinden und zu nutzen. 

Insofern komme ich zu der Schlussfolgerung, dass die Überschrift „Ist es egoistisch, reich sein zu wollen?“ so definitiv nicht bejaht werden kann; Denn nur, wer ausreichend Geld besitzt, kann auch in monetärer Hinsicht helfen. Vielmehr sollte jeder im Hinblick auf ein erfülltes und Sinn-stiftendes Leben für sich überlegen, wie er andere unterstützen und der Gesellschaft oder Menschheit etwas zurückgeben kann. Derjenige, der sich diese Frage gar nicht erst stellt, der allerdings kann zu recht als egoistisch bezeichnet werden, ist es doch das Ziel im Leben eines jeden reflektierten Menschen, seinem Leben noch eine Bedeutung, die über das einfache „Dahinleben“ hinausgeht, zu verschaffen. Ohne Menschen, die das tun, sähe unsere Welt, so wie wir sie kennen, heute ein ganzes Stückchen schlechter aus.